Wir, die Klasse 1G, TFO "Max Valier" sind unserem Professor Vasyl Demchuk sehr herzlich dankbar dafür, dass er mit uns kürzlich eine äußerst interessante und lehrreiche Exkursion in das Langzeitkrankenhaus Firmian unternommen hat. |
Das Langzeitkrankenhaus besteht seit dem Jahre 2000 und wird von Direktor Paolo Giuliani geleitet, der uns freundlicherweise mit der Stockschwester Frau Iwona Gadzicka und den Koordinator der Caritas Hospizbewegung Renato Decarli durch die Struktur geführt hat.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den „normalen“ Krankenhäusern, die wir kennen und diesem speziellen Pflegeheim: Während die meisten Patienten eines Krankenhauses das Glück haben, nur für eine begrenzte Zeit an dieses Gebäude und das dortige Personal gebunden zu sein, sind die Kranken des Pflegeheims Firmian tragischerweise für den Rest ihres Lebens auf die stationäre Behandlung angewiesen.
Wie Direktor Giuliani schilderte ist das Pflegeheim weniger dafür gedacht, den Patienten eine Genesung zu ermöglichen, sondern deshalb erbaut worden, um diesen auf Dauer erkrankten Menschen ein noch möglichst zuvorkommendes Leben zu bieten.
Natürlich wird alles versucht, um eine Heilung zu erzielen, aber in den meisten Fällen ist dies unglücklicherweise nicht mehr möglich. Es ist bewiesen, dass Menschen, welche beispielsweise ins Wachkoma verfallen sind und sich nichts mehr innerhalb eines Jahres an ihrem Zustand zum Positiven ändert, nur eine äußerst geringe Chance haben, wieder Verbesserungen ihres Gesundheitszustandes zu erfahren.
Ebenso wie der Betroffene, vielleicht sogar noch mehr, leiden die Angehörigen des Patienten. Denn wenn die Umsiedlung eines Kranken in das Pflegeheim Firmian beschlossen wird, kommt dies einer Nachricht gleich, die den Verwandten und Freunden mitteilt, dass es de facto keine Chance mehr gibt, die Person genauso wieder zu erleben, wie vor diesem Schicksalsschlag.
Die Angehörigen stehen in diesem Moment unter Schock, denn man bekommt gewissermaßen die Information, dass, wie Direktor Giuliani erläuterte, „dies nun der chronische Zustand des Patienten ist und man nun für immer damit Leben muss“.
Da das Langzeitkrankenhaus also eher als Zuhause als eine Klinik für die Betroffenen fungiert, spielt Kommunikation mit den Patienten eine wichtigere Rolle, als in anderen Krankenhäusern. Die klinischen Aufgaben sind in relativ kurzer Zeit erledigt; wichtiger ist das Verständnis zwischen Personal und Patient.
So lässt sich beispielsweise bei einigen Bettlägerigen der Gemütszustand nur über den Gesichtsausdruck deuten; Sprechen und Schreiben ist nicht möglich.
So ist es schon ein äußerst großes Geschenk an die Pfleger, wenn einer ihrer Patienten lächelt, weil man daraus schließen kann, dass die Person mitbekommt, was vor sich geht und dass sie dem Personal dankbar für ihre Arbeit ist.
Das wahrscheinlich schwierigste daran ist, dass man keine genaue Kenntnis davon hat, wie viel die Patienten im Wachkoma von dem wahrnehmen, was um sie geschieht.
Es wurde gesagt, man gehe immer davon aus, dass diese Person alles verstehe und wahrnehme, da es besser ist dem Patienten etwas Gutes zu tun auch wenn er es nicht merkt, als etwas Schlechtes das er wahrnimmt.
Viele gehen aus diesen Gründen davon aus, dass dieses Pflegeheim einem Ort der „wandelnden Toten“ ähnelt, doch wie man bei einem Rundgang feststellen kann, ist dies keineswegs der Fall.
Obwohl das Leben dort in anderer Form stattfindet, als wir es aus unserem alltäglichen Leben kennen, wäre es eine Lüge zu behaupten, dass es dort nicht existiert.
Bei unserem Rundgang in der ersten Sektion, in der vor allem an Alzheimer Patienten behandelt werden, wurden wir von den älteren Leuten mit freundlichem Lächeln begrüßt und schüttelten ihnen die Hand. Sie waren offenbar begeistert, uns als Besucher zu haben und diese offenkundige Tatsache erfüllte auch uns mit Freude.
In der 5. Sektion, in welcher vor allem Patienten mit schwerwiegenderen Krankheiten, darunter auch solche welche im Wachkoma liegen, behandelt werden, war ebenso zu sehen, dass dieses Gebäude durchaus von Leben erfüllt ist. Auf dem Gesicht älteren Mannes, der in einem Rollstuhl saß und gerade seine Mahlzeit einnahm, breitete sich ein kleines Lächeln aus, als wir auf ihn zukamen; offenbar war er erfreut über unseren Besuch.
Man weiß nur nicht recht, wie man sich in der Anwesenheit von solchen Wachkoma Patienten verhalten soll, da man nicht genau weiß, ob die Person von dem Besuch begeistert ist oder nicht, weshalb wir diese Patienten zwar besuchten, aber ebenso darauf achteten, nicht zu aufdringlich zu erscheinen.
Es ist äußerst wichtig, Menschen wie solche mit Respekt zu behandeln, denn sie haben ihn genauso verdient, wie jede andere Person, wenn nicht, aufgrund der Umstände unter denen sie leben, sogar etwas mehr. Solche Personen haben genauso wie jeder andere das Recht, ein gutes Leben zu führen und das Langzeitkrankenhaus Firmian ist aus diesem Grund eine wichtige Struktur für Menschen, die zwar keine wirkliche Kontrolle mehr über ihren Körper haben, aber dennoch einen Geist und einen Verstand der das Leben bis zum Tod erhält, denn nur Gott hat das Recht Leben zu erschaffen und es auch wieder zu beenden.
"Krankenhaus: ein Gebäude, wo Kranken im allgemeinen zwei Arten von Behandlung zuteilwerden - medizinische vom Arzt und menschliche vom Personal." - Ambrose Gwinnett Bierce, Schriftsteller
Autoren: Ivan Gufler & Daniel Pichler (Schüler der Klasse 1 G)